41. Haserundfahrt des AC Bramsche
am 11.10.2008

- Orisport in Perfektion -

Teilnehmerbericht von Jörg Treuke

Da ich in diesem Jahr aufgrund zahlreicher Terminüberschneidungen auf die Norddeutsche Orientierungsmeisterschaft verzichten musste und mein Stammbeifahrer Michael Zeuner daher in Bramsche folgerichtig und völlig zurecht mit seinem diesjährigen NOM-Fahrer Matthias Bleeke startete, entschloss ich mich, nach fast fünf Jahren reiner Fahrerrolle selbst einmal wieder den Franserpart zu übernehmen.
Nachdem ich meine Ehefrau Christiane „Kiki“ mühelos mit einem Einkaufsgutschein als Fahrerin geködert, in zähem Putz- und Arbeitswahn Kartenbrett und Rallyekoffer entstaubt und entrümpelt (Penatenöl kostete damals 4,38 DM) und notwendige Utensilien geordert hatte (Michael brachte mir eine funktionstüchtige Lupe mit), machten wir uns am Samstag, den 11.10.08 bei sonnigen Wetter auf nach Hesepe.
Im dortigen Start- und Ziellokal „Bischof-Reddehase“ konnte der AC Bramsche  insgesamt 54 Teams aus ganz Deutschland zur 41. Auflage seiner Haserundfahrt begrüßen.
Selbst wenn man die nur selten ausgeschriebene Sonderklasse (Feuerwehr- und Rettungsfahrzeuge) abrechnet, so dürfte diese Veranstaltung mit 48 Teilnehmerfahrzeugen immer noch eine der best besuchtesten Orientierungsfahrten der Gegenwart sein. Dies kommt nicht von ungefähr, denn seit Jahren bietet das Team um die Fahrtleiter Werner Schick, Thomas und Kurt Behning Orisport in Perfektion. Und um es vorwegzunehmen: Auch die 41. Haserundfahrt war wieder ein absolutes Highlight.
Organisation, Aufgabenstellung, Streckenführung und alles, was sonst noch zu einer Ori der Extraklasse gehört, wird in ganz Deutschland, so behaupte ich einfach einmal, nur schwer zu toppen sein.
Jürgen Bruksch ist in seinem ausführlichen Bericht schon auf die Darstellung der Aufgabenvariationen, den Fahrerbrief, die gelungene Organisation vor und nach der Fahrt, die Fahrtunterlagen etc. eingegangen. Dem ist zur Vermeidung von Wiederholungen nichts mehr hinzuzufügen.
Die einzelnen Aufgaben mit Lösungen werden vermutlich demnächst auf der Seite des AC Bramsche abrufbar sein (www.ACBramsche.de ).
Dennoch möchte ich hier kurz auf  Details einiger Aufgaben eingehen, die einem bei einer Trockenlösung der Aufgaben anders als den Gedankengängen eines Teilnehmers vor Ort vielleicht nicht oder nicht sofort in den Sinn kommen.

In der zu absolvierenden Gleichmäßigkeitsprüfung während der Aufgabe Aufg. 1 war der Fahrer gefordert, der sich neben den Ziellichtschranken auf die Zeitansage des Beifahrers konzentrieren musste und trotzdem zwei OK´s nicht übersehen durfte.
In den Aufg. 3, 8 und 10 waren Doppelpfeile zu beachten. Diese waren mindestens einmal in beide Richtungen zu befahren, wobei die Streckenabschnitte, auf denen die Doppelpfeile lagen, in der aktuellen und den nachfolgenden Aufgaben gegenläufig befahrbar waren. Da die Doppelpfeile in die übrigen Aufgabenteile eingearbeitet werden mussten (es galt der kürzeste Weg von Aufgabenteil zu Aufgabenteil nach dem jeweiligen Kartenausschnitt), war höchste Konzentration angesagt, um nicht zu leichten Fehlern verführt zu werden (z.B. Kreuzen am Ende von Aufg. 3). In Aufgabe 10 musste neben zwei Doppelpfeilen zudem die kürzeste Gesamtstrecke gefunden werden, was sich zu einem Geduldspiel entwickelte, da es auf den ersten Blick zwei gleichlange Varianten gab, bei denen die erste keinen Unterschied zur Aufgabenstellung „kürzt möglichst von Aufgabenteil zu Aufgabenteil“ ergab. Also noch einmal überlegen. Endlich die Erleuchtung: Es gab eine dritte Variante, die eigentlich völlig logisch und eindeutig kürzer war, auf die man vor Ort aber erst einmal kommen muss.
Der Knackpunkt in Aufg. 4 war der Endpfeil, bei dem auf dem Weg zur Pfeilspitze ein ausgemaltes Dreieck umkreist werden musste. Das Dreieck rechts oder links herum abfahren? Eigentlich klar: Links herum war kürzer und harmonierte zudem mit Punkt 15 der Durchführungsbestimmungen „gleichlange Strecken gegen den Uhrzeigersinn“; die Doppel-OK also einmal notieren und weiter. Aber halt: Ein Weg im Dreieck ist ja ein Feldweg, der nur befahren werden darf, wenn es zwingend vorgeschrieben ist und er ist danach immer noch nicht im Kartenausschnitt vorhanden. Folge: doch rechts herum, um den Feldweg nur einmal zu befahren und die Doppel-OK damit zweimal notieren. Puh, noch einmal Glück gehabt.
Aufg. 9 bestand aus mehreren Kartenausschnitten, wobei zwei Ausschnitte überlappten, so dass auch zwei dargestellte Pfeile überlappten, was eigentlich nur durch die links der Pfeile anliegende Bebauung deutlich wurde- sehr spitzfindig, aber genial.
Die einzige Fischgräte war in Aufgabe 15 zu lösen. Es waren alle noch durchgehend befahrbaren Hauptwege zu berücksichtigen. Eine Straße wegen Gegenläufigkeit nicht mitzählen, so dass sich die Fischgräte hervorragend lösen lässt und genau beim angegebenen Endpunkt endet. Also los und nicht noch mehr Zeit verlieren. Es läuft immerhin mittlerweile die Karenzzeit. Aber Stop und noch einmal rechts ran und überlegen; wir sind hier immerhin in Bramsche und die wollen uns reinlegen. Dann die Erleuchtung: Eine weitere Straße ist nicht durchgehend befahrbar, da sie nur über einen zwar in der Voraufgabe befahrenen aber dennoch nicht in der Karte vorhandenen Parkplatz anbindet. Lösung: Eine Schleife mit einer OK mehr aber wieder endet man genau an der selben Stelle wie die „Falschlöser“ – einfach Spitze.

Fast in jeder Aufgabe befanden sich eine oder mehrere Spitzfindigkeiten der unterschiedlichsten Art, die zwar zu Fehlern verlockten, bei denen man sich absolut nicht verheddern konnte und die Fehler oft erst im Ziellokal bemerkte.

Fernab von jeglichem Meisterschaftsstress hatten Kiki und ich trotz höchster Konzentration viel Spaß im Auto und lösten viele Aufgaben gemeinsam und sehr harmonisch. Vielleicht der Hauptgrund für das für uns überraschend gute Abschneiden (nur eine übersehene OK beim Umkehren von einer Wendekontrolle und damit strafpunktgleich mit den Gesamtsiegern Norbert Walter/Peter Tintrup, die nur etwas weniger Karenz in Anspruch nahmen).
Daneben haben uns aber auch zwei weitere Faktoren einen für uns absolut gelungenen Orinachmittag beschert:

  1. Erfahrungen, die ich seit Jahren neben meinem Stammbeifahrer Michael Zeuner (einem der Topfranser in Deutschland) sammel, waren teilweise sehr hilfreich und haben vor allem alte Routine nicht einrosten lassen.
  2. Die Topqualität der Fahrtaufträge ohne jegliche Fehler lag uns einfach.

Die gesammelten Ergebnisse sind auf der Internetadresse www.ACBramsche.de eingestellt.

Vielen Dank an die Fahrtleiter und vielen Helfer und tschüss bis 2009.